Immobilienkonzerne besitzen erstmals mehr Wohnungen als Privatpersonen in Zürich

Seit Jahren nimmt der Anteil der renditeorientierten Immobiliengesellschaften am Zürcher Wohnungsmarkt zu. Nun besitzen sie erstmals mehr Wohnungen als natürliche Personen und sind damit die neue Nummer 1. Die SP fordert Massnahmen, um die Übernahme der Stadt Zürich durch Immobilienkonzerne und die damit verbundene Mietexplosion zu stoppen.

Eine Spezialauswertung von Statistik Stadt Zürich zeigt, dass im ersten Halbjahr 2023 private Immobiliengesellschaften zum ersten Mal in der Geschichte mehr Wohnungen in der Stadt Zürich besitzen als natürliche Personen.

 

SP-Co-Präsident Oliver Heimgartner ist besorgt: «Was sich seit mehreren Jahren abgezeichnet hat, ist nun tatsächlich eingetroffen. Für die Mieter:innen in der Stadt Zürich ist diese Entwicklung eine Katastrophe. Denn je mehr Wohnungen im Besitz von Immobilienkonzernen sind, desto stärker steigen die Mieten.»

Doppelt so hohe Mieten

Das zeigt auch die Statistik: Seit den Börsengängen der grossen Schweizer Immobilienkonzerne vor rund 20 Jahren haben sich die Mieten in der Stadt Zürich gemäss Zahlen von Wüest Partner fast verdoppelt. «Während die Rechten behaupten, das liege an der Wohnungsknappheit oder an zu vielen Vorschriften, sprechen die Fakten eine andere Sprache», führt Lisa Diggelmann, Co-Fraktionspräsidentin der SP-Fraktion aus. So zeigt die aktuelle Mietpreiserhebung der Stadt Zürich, dass neue 3-Zimmer-Wohnungen von renditeorientierten Vermietern im Schnitt doppelt so teuer vermietet werden wie jene von gemeinnützigen Vermietern, die nach dem Prinzip der Kostenmiete arbeiten. «Der 100-prozentige Aufschlag lässt in diesem Ausmass einzig durch völlig überrissene Renditen auf Kosten der Mieter:innen erklären», so Lisa Diggelmann.

SP fordert Massnahmenpaket

«Immer mehr Wohnungen sind nur noch für Reiche bezahlbar», sagt Florian Utz, Co-Fraktionspräsident der SP-Fraktion. «Der Mittelstand und ärmere Menschen werden zunehmend aus der Stadt verdrängt. Eine Trendwende ist nur möglich, wenn nun ein Ruck durch die Zürcher Politik geht.»

 

Konkret fordert die SP das Finanzdepartement dazu auf, nochmals deutlich mehr Mittel in die Hand zu nehmen, um Wohnraum zu erwerben und langfristig für die Bevölkerung zu sichern, und zudem auch die städtischen Stiftungen stärker zu unterstützen. Weiter muss nach der klaren Zustimmung zum Wohnraumfonds eine schnellere Umsetzung möglich sein, damit sich das Förderinstrument rasch etablieren kann. Auch die von der SP mitinitiierten kantonalen Initiativen für ein kommunales Vorkaufsrecht und ein Wohnschutz-Gesetz sollen dazu beitragen, den Ausverkauf des Zürcher Bodens zu stoppen und unnötige Abrisse und Luxussanierungen mit dem Ziel der Renditesteigerung zu verhindern.

Es droht eine weitere Schwächung des Mietrechts

Skandalös ist zudem, dass die bürgerliche Mehrheit im nationalen Parlament bereits in der bald startenden Herbstsession das Mietrecht auf Geheiss der Immobilienlobby weiter abschwächen möchte. «Das macht es für Immobilienkonzerne noch attraktiver, unseren Wohnraum aufzukaufen und auf Kosten der Bevölkerung zu vergolden», sagt Oliver Heimgartner.

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